2010

Ausflug nach Südengland

4-Tagesfahrt nach Canterbury, Kent und Ashford vom 29.04. - 02.05.2010

Eine gespannte Reisegruppe von 30 Gästen setzte sich am frühen Morgen des 29. April im Reisebus der Firma Touristik Service Dietz via Aachen und Calais in Bewegung, um per Fähre Südengland zu erreichen. Zwischen Gedern und dem Übernachtungsort Ashford lagen 700 km, Fahrt über den Rhein und den Ring um Brüssel, Frühstückspause mit frischen belegten Brötchen, Überquerung des Ärmelkanals und Stadtrundgang durch das mittelalterliche Canterbury. Die altehrwürdige Bischofsstadt der anglikanischen Staatskirche empfing ihre Gäste leider mit typisch englischem Regen, aber das sollte sich über Nacht ändern.

 

Kevin Strerath, reiseleitender Busfahrer und Südengland-Fan, hatte das Holiday Inn Hotel ausgewählt, Frühstück und Abendessen vom Buffet sowie geräumige Zimmer  inklusive. Am nächsten Tag führte ein Ausflug zunächst in den kleinen Ort Tenterden, der im Mittelalter ein versteckt gelegener Verteidigungshafen war. Beim Freitagsmarkt und in den offenen kleinen Geschäften konnte man seine Englischkenntnisse auffrischen. Einige Meilen weiter südlich liegt die hübsche Seebadestadt Eastbourne mit ihren königlichen Hotelfassaden, einer breiten Promenade, die bunt mit Frühlingsblumen bepflanzt zum Spazierengehn einlädt, und ihrem weit ins Wasser reichenden Pier. Die Sonne ließ Küste und Uferstraße hell erstrahlen. Eine Serpentinenstraße mit Blick zurück auf Eastbourne führte schließlich auf die weißen Kreidefelsen hinauf, das Wahrzeichen der englischen Südküste. 170 m über dem Meeresspiegel , nah an der  „Cliff edge“  mit einer steifen Brise um die Nase, konnte man förmlich sehen, wie auch Beachy Head  mehr und mehr von den Naturgewalten abgenagt wird. Schon lange steht der Leuchtturm nicht mehr auf dem Felsen, sondern weist den Seeleuten mit seinem Fuss im Kanal den Weg.  Am Nachmittag im Seebad Brighton war Zeit für Fish and Chips, einen Spaziergang über den berühmten East Pier und zum Royal Pavilion, dem wohl exotischsten Palast Europas, den sich der Prinzregent und spätere König Georg IV. ab 1815 als Liebesnest erbauen ließ. Nur wenige Meilen entfernt liegt der Kurbadeort Royal Tunbridge Wells, dessen eisenhaltige Quelle dereinst Darm- und Drüsenleiden kurierte. Durch eine frühlingshaft saftig-grüne Landschaft mit strahlend gelben Rapsfeldern, violetten Teppichen von Blue bells und oft tunnelartigen Alleen ging es zurück ins Hotel.

 

Am 1. Mai stand der Höhepunkt der Reise an: Sissinghurst Castle and Gardens wird von vielen Gästen als der schönste Garten von Kent bezeichnet. Vom Turm des früheren Großgrundbesitzes konnte man sich einen Überblick über die 10 verschiedenen Gärten im Garten machen, die 1932 vom Künstlerehepaar Vita Sackville-West und Nicholas Harold neu angelegt worden waren. Die Sonne ließ die bunte Blütenpracht leuchten. Doch das englische Wetter ist wechselhaft, und so zog ein kurzer Regenschauer über’s Land, als bei Bodiam Castle irische Hopfenpflücker- Tänze anlässlich des Feiertages aufgeführt wurden. Die Felder rund um Bodiam waren nämlich bis in die 1990er Jahre das Hopfenanbauzentrum der irischen Guinness-Brauerei.

 

Der wohl schönste Ort der Gegend liegt in Küstennähe und gehörte bis zur Gründung der Royal Navy zu den „Cinque Ports“ – Allianz der fünf Kanalhäfen zur Sicherung der Küste. Rye ist ein Bilderbuch-Fischerort mit Kiesel-Pflasterstraßen und weiß-schwarzen Fachwerkhäusern. Kirche und Wasserturm stehen am höchsten Punkt des Ortes, umgeben von einem kleinen Friedhof. Unweit überwacht  der quadratische Ypres Tower mit seinen drei halbrunden Türmen die Wasserzufahrt. Wer nicht schon in Sissinghurst schwach geworden war, hat spätestens in Rye in einem der gemütlichen Tea-rooms einen Cream-Tea zu sich genommen. Hierbei werden zum milden schwarzen Tee  (mit Sahne natürlich) zwei frisch gebackene Scones gereicht, die dick bestrichen werden mit Erdbeerkonfitüre und sog. „clotted cream“ – einer Art Schmand –; eine Kalorienkombination, die süchtig machen kann – hmmm. Und das ganze bei sonnigem Wetter – wie könnte sich England besser präsentieren?

 

Abreise am nächsten Morgen, und zurück ging es wieder per Fähre von Dover nach Calais. Als Zwischenstopp auf dem Festland hatte Kevin die belgische Stadt Leuven (Löwen) ausgesucht. Im Stadtzentrum befindet sich das wohl schönste gotische Rathaus des Königreiches; in seiner Nachbarschaft konnte man die Sint Pieterskirche besuchen oder sich eine original belgische Waffel genehmigen. Leuven ist aber eher bekannt als Hauptsitz der weltgrößten Brauereikette InBev, zu der im Übrigen auch die Brauerei Anheuser-Busch in St. Louis gehört.

 

Begeisterte Mitglieder und Gäste des Verschwisterungsvereins waren am Abend wieder zurück in Gedern. Sie haben bei dieser Schnuppertour einen kleinen Teil eines Landes kennen gelernt, von dem einige vorher eine andere Vorstellung hatten, aber Appetit auf mehr bekommen haben.