Schüleraustausch
Der Schüleraustausch der Gesamtschule Gedern mit der Columbia High School fand in diesem Jahr vom 13.04. bis zum 05.05.09 statt. Nachfolgende berichten 4 Schüler/-innen von ihren Erfahrungen.
Tamara Trupp schreibt: Das erste Mal
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Es war ein Gefühlschaos und überwältigend. Meine Gastmutter und ich hatten schon vorher viel Kontakt durch das Internet und haben viele Sache und Informationen ausgetauscht und waren beide dann schon sehr aufgeregt uns zu sehen. Unsere (Svenja’s und meine) Gastschwester wohnt nicht mehr Zuhause. Sie wohnt weiter weg und konnte somit bei unserer Ankunft leider nicht dabei sein. Unser Gastpapi musste am nächsten Tag arbeiten. Deshalb konnte uns nur unsere Gastmama abholen. Auf dem ersten Flug nach Chicago habe ich noch gar nicht wirklich realisiert, dass es nach Amerika geht. Dann das Drama, dass wir 8-9 Stunden am Flughafen in Chicago festgesessen haben. 24 Stunden ohne Schlaf. Ich war total fertig und übermüdet. Ein Glück konnten wir den letzten Flug um 24 Uhr dann nehmen und kamen um 1 Uhr in der Nacht in St. Louis an, wo unsere Gasteltern auf uns warteten. Svenja und ich sahen unsere Mama schon von Weitem und wir wollten einfach nur losrennen. Als Herr Heuser dann das ,,Startsignal” gab, rannten wir los und fielen unserer Gastmami in die Arme. Ich kann mich noch genau an ihre ersten Worte erinnern: ,,My girls are ready!” Ich war so glücklich endlich angekommen zu sein und sie in die Arme zu nehmen. Wir wurden gleich so toll empfangen. Es kam mir vor, als ob meine Gastmutter und ich uns schon viele Jahre kennen würden. Alles war gleich so vertraut. Eigentlich total verrückt. Man fällt einer mehr oder weniger ,,fremden” Frau in die Arme, hat Freudentränen in den Augen und fühlt sich schon wie Zuhause. Die ganze Autofahrt haben wir geredet und gelacht, bis wir schließlich um 2 Uhr in der Nacht bei ihr daheim ankamen. Wir begrüßten unsere ,,Gastbrüder” Dexter, ein kleiner, weißer Hund und Julius, die Hausschlange. Um 3 Uhr fielen wir dann todmüde ins Bett. An die letzten Worte, bevor wir nach Hause geflogen sind, kann ich mich auch noch genau erinnern: ,,We are family! I love you!” Es war die schönste Zeit in meinem Leben.
Nicole Erlacher schreibt über die Columbia High School:
Jugendliche der 9.- 12. Klasse besuchen die High School. Jede Klassenstufe hat ihre eigene Bezeichnung
09. Klasse: | Freshmen |
10. Klasse: | Sophomore |
11. Klasse: | Junior |
12. Klasse: | Senior |
Der Schultag beginnt um 8 Uhr und endet um 15 Uhr (7 Schulstunden).Die Schüler haben keine Pause, lediglich 5 Minuten Zeit um zwischen den Stunden den Raum zu wechseln (in Amerika wechseln die Schüler die Klassenräume, nicht die Lehrer!). Nach der 4. oder 5. Stunde haben die Schüler Lunch(30 Minuten).
Unter der Woche variieren die Stundenplanzeiten der Schüler. Montags, Mittwochs und Freitags haben sie den so genannten „Daily Regular Class Schedule“(Stundenlänge: 51 Min.). Dienstags und Donnerstags haben sie den „Advisory Schedule“(Stundenlänge: 47 Min.), bei dem die Schüler 28 Minuten vor Schulschluss Zeit haben ihre Hausaufgaben zu beginnen.
Die Schüler haben jeden Tag die gleichen Stundenanzahl, sowie Kurse. Auch das amerikanische Schulsystem hat gewisse Regeln, die von den Schüler beachtet werden müssen, z.B. ein zu spät kommen erfolgt schon, wenn der Schüler nach dem klingen nicht auf seinem Platz sitzt. Am Beginn der 1. Stunde sprechen alle Schüler, Lehrer ,sowie Schulleiter gemeinsam ihren Schulspruch.
In Deutschland hat Klasse einen festen zugeteilten Klassenlehrer und die Schüler haben immer die selben Mitschüler in jedem Kurs. In Amerika jedoch gibt es so etwas nicht. Jeder Schüler ist auf sich allein gestellt und hat in jedem Kurs andere Mitschüler.
Im Sportunterricht tragen die Schüler die Columbia High School Sportklamotten. Außerdem gibt es in der Schule Fitness-, Werk- und Computerräume. Jedes Jahr veranstalten die Juniors für die Seniors eine Prom und After Prom.
Aufbau der Columbia High School
Auch im Aufbau gibt es Unterschiede zu den deutschen Schulen. Jeder Lehrer hat sein eigenen Klassenraum und besitzt einen eigenen Computer. Häufig besitzt das Klassenzimmer eine Computertafel. Jeder Schüler sitzt an einem Einzeltische. Im Schulgebäude gibt es Ab- oder Aufwärtstreppen und Trinkhähne. Jeder Schüler hat seinen eigenen „Locker“, den man benutzt um Schulbücher oder Diverses zu verstauen.
Meinung: Ich kann nicht sagen, dass das Schulsystem der amerikanischen Schulen besser ist als das der deutschen Schulen. Jedes hat seine Vor- und Nachteile, jedoch ist es ein Erlebnis ein solches Schulsystem kennen zu lernen dürfen.
Katharina Rühl schreibt:
After Prom – Sportliche Aktivitäten bis in die frühen Morgenstunden
Nachdem wir mit den Amerikanern bis halb 12 auf der Prom feierten, wurde die Musik schließlich ausgeschaltet und alle fuhren erst einmal nach Hause.
Aber der Abend war noch lange nicht vorbei. Jetzt hieß es, rein in die Sportklamotten und ab nach St. Louis ins Fitnesscenter, wo die so genannte After-Prom stattfand. Auf der After-Prom kann man Basketball, Volleyball und noch mehr spielen und auf aufblasbaren Rutschen gegeneinander antreten um zu sehen, wer schneller unten angekommen ist. Und das alles bis 5 Uhr morgens.
Während die einen noch voller Elan Fußbälle durch die Halle schossen, lagen die anderen mehr oder weniger im Halbschlaf auf dem Boden. Damit die Jugendlichen die Stunden über auch bei Kräften sind, gab es kostenlose Getränke, Essen und Naschereien.
Zu verschiedenen Uhrzeiten fanden Turniere statt. Einige unserer Deutschen traten beim Volleyball gegen die Amerikaner an, sie konnten das Spiel jedoch nicht zu Ende führen, da sie bereits beim nachkommenden Fußballspiel angemeldet waren. Es dauerte jedoch nur eine Runde, dann waren wir leider schon ausgeschieden.
Kurz vor 5 Uhr begann man mit Verlosungen, an denen man teilnehmen konnte. Bei der ersten Verlosung konnte jeder etwas gewinnen, die Preise der zweiten Verlosung waren allerdings nur für die Seniors bestimmt, also die Schüler, die dieses Jahr die Columbia High School verlassen. Wir staunten nicht schlecht, als wir die Preise sahen, die man den Seniors schenkte. Neben Friseurprodukten und kleineren Sachen wurde auch ein Laptop und ein Flachbildfernseher verlost. Na, so was könnte es doch auch mal beim Schulabschluss in Deutschland geben.
Thorben Bechtoldt schreibt: So wurden wir von den Amerikanern aufgenommen
Erschreckend wie völlig anders doch die Mentalität der Amerikaner ist! Genau das ist auch der Grund, warum ich über dieses Thema berichten möchte.
Schon gleich am ersten Tag wurden wir vollkommen aufgeschlossen und kontaktfreudig aufgenommen. Ob es die Gastfamilie war, die mich noch mitten in der Nacht nach der Verspätung des Fluges mit selbstgebackenen Cookies willkommen heißen wollte, oder ob es gleich am nächsten Tag in der Schule die Lehrer und Schüler waren: Wir haben uns sofort wie zuhause gefühlt.
Der erste Gedanke an die Ankunft war zumindest ein völlig anderer! Uns wurde noch hier in Deutschland erklärt, dass die Schule in Amerika sehr viel strenger sei, als es bei uns der Fall ist. So z.B. erhält man gleich einen Eintrag, wenn man beim Klingeln der Stundenklingel nicht auf dem Platz sitzt. Genauso waren dann auch unsere Vorstellungen von der Schule: streng, alles hat seinen Ablauf und wir, als Deutsche, bloß nicht auffallen.
Aber genau das Gegenteil war der Fall! Schon am ersten Morgen wurden wir vom amerikanischen Deutschlehrer Mr. Hillebrand mit seiner Klasse empfangen und dann gab’s erst einmal eine kleine Schnupperstunde, bis wir dann ab 11 Uhr am normalen Unterricht in den einzelnen Kursen teilgenommen haben. Und auch hier zeigte sich wieder, wie aufgeschlossen die Amerikaner doch sind. Jeder wusste, dass wir die Deutschen sind, jeder hat uns gern geholfen, wenn wir Probleme hatten oder etwas nicht verstanden haben und wirklich fast jeder wollte ein Gespräch mit uns anfangen. Von nirgends kam ein Kommentar, wenn wir etwas nicht verstanden haben oder so etwas wie:“Ihh, die Deutschen“ – so wie es wahrscheinlich hier in Deutschland manchmal der Fall sein würde.
Selbst die Lehrer wollten gleich, dass wir uns vorstellen oder dass wir ihnen neue deutsche Wörter beibringen, damit sie die dann stolz den andern Kollegen präsentieren konnten. Auch die Schüler waren ganz interessiert, neue deutsche Wörter zu lernen oder uns deutsch reden zu hören.
Ebenso war dann auch das Leben in den Gastfamilien. Ich konnte mich wirklich schon nach dem ersten Tag richtig zuhause fühlen. Spätestens nach der ersten Woche waren dann alle Hemmungen weg und wir konnten uns gegenseitig sticheln. Ob es laut mir mein Tauschvater war, der langsam alt wurde, oder laut meinem Vater ich, der langsam fett durch das Essen wird. Es war aber immer Humor dabei, sodass klar war, dass wir uns nicht gegenseitig beleidigen wollten.
Was die Sprache angeht, konnte ich auch merken, dass wir voll und ganz akzeptiert wurden. Nicht nur von der Familie an sich, sondern auch von den ganzen Verwandten und Freunden, die ich im Laufe der drei Wochen besucht habe.
Natürlich haben wir auch ein bisschen deutsche Kultur mit nach Amerika gebracht. Ob es typisch deutsche Süßigkeiten waren, deutsche Kartenspiele, die wir ihnen beigebracht haben, oder ein paar deutsche Wörter. Alles wurde freudig angenommen und zum Teil auch übernommen. So können die meisten Amerikaner jetzt auch Wörter, wie „Maschendrahtzaun“ oder „Streichholzschächtelchen“ sagen und wissen jetzt auch endlich, dass wir Deutschen auch die Sterne sehen können und dass wir Autos haben, bzw. BMW eine typisch deutsche Automarke ist!
Abschließend kann ich sagen, dass die Amerikaner wirklich viel offener, freundlicher und kontaktfreudiger, als wir manchmal trostlosen Deutschen sind. Ich z. B. wurde schon von Leuten gefragt, denen ich vielleicht gerade 1x begegnet bin, ob ich denn vor habe, ein ganzes Jahr nach Amerika zu kommen. Wenn ja, dann wäre ich immer willkommen und wüsste ja, wo alle sind.
Ich glaube kaum, dass die Amerikaner nächstes Jahr hier so mit offenen Armen empfangen werden, wie wir es vor 4 Wochen sind. Besser hätte es wirklich für uns nicht laufen können !!